Die Veranstaltung von Sisters e.V. bei Meeet wird nicht abgesagt
Meeet betreibt Räume für Begegnungen, Meinungsaustausch und demokratischen Diskurs. Bei uns finden Menschen unterschiedlicher Ansichten, Geschlechtsidentität und Weltanschauung Platz für ihre Veranstaltungen. Dabei sind wir offen: Auch für Meinungen und Beiträge, die nicht immer unsere sind. Solange sich alle unsere Gäste im Rahmen des demokratischen Diskurses bewegen, keine rassistischen, frauenverachtenden, transfeindlichen oder sonstige diskriminierenden Ansichten vertreten, tragen wir mit unseren Räumen und Services gern zum konstruktiven gesellschaftlichen Austausch bei.
Für Samstag hat die Gruppe Sisters e.V. – ein Verein für den Ausstieg aus der Prostitution – einen Raum für eine offene Veranstaltung bei uns gemietet und möchte über ihre Arbeit berichten. Dies ist im Moment besonders aktuell, da in Deutschland gerade eine Kontroverse über das „nordische Modell“, die Strafandrohung für Sex-Käufer:innen bei gleichzeitiger Straffreiheit für Sexarbeiter:innen diskutiert wird.
Gegen diese Veranstaltung erhalten wir von Menschen aus dem Umfeld der „Sex Worker Action Group“ massiv Aufforderungen, die Veranstaltung abzusagen und dem Verein Sisters e.V. die Raumvermietung zu verweigern. Diese Emails haben deutlich einen bedrohenden Ton.
Dies werden wir nicht tun: Wir sagen die Nutzung unseres Raums durch Sisters e.V. nicht ab.
Wir sind der Meinung, dass die Diskussion über Themen wie Sex-Arbeit, Zwangsprostitution, Diskriminierung und Ausstiegsmöglichkeiten dringend auf vielen Ebenen geführt werden muss. Meeet und die Meeet-Mitarbeiter:innen sind in diesen Fragen selbst noch unentschieden. Einerseits haben wir Mitarbeitende, Freund:innen und Kund:innen, die selbst Sexarbeiter waren, sind oder sich in sexpositivem Umfeld bewegen. Auch sind Organisationen wie der BesD, der Sex-Worker Berufsverband, ein Sex-Work Podcast, einige Sexualtherapeut:innen, viele nonbinäre und queere Menschen bei uns mit Veranstaltungen regelmäßig zu Gast.
Aber andererseits sehen wir auch das Elend, das Zwangsprostitution über so viele Menschen bringt, besonders häufig über solche mit Migrationshintergrund. Viele unserer Mitarbeitenden (und Gäste) haben selbst Migrationserfahrung und sind daher besonders sensibilisiert, wenn es um solche Ausbeutung und Ausnutzung der Notlagen von Neuangekommenen geht.
Daher: Wir unterstützen den Diskurs! Wir verstehen, dass die Positionen von Sisters e.V. an manchen Stellen zu hinterfragen sind. Wir sehen durchaus, dass Sisters e.V. sich auch mit Menschen umgibt, deren Haltungen auch wir fragwürdig finden. Und dennoch sehen wir auch, dass einige der gegen Sisters e.V. vorgetragene Vorwürfe haltlos und stark manipulativ sind.
Wir werden den Bedrohungen durch die Emails und offenen Briefe nicht nachgeben.
Im Gegenteil: Wir laden Sie ein, sich am Samstag der Diskussion zu stellen – gehen Sie mit Sisters e.V. in den Austausch. Oder noch besser: Wir laden Sie ein, Ihre Position in einer vergleichbaren Veranstaltung bei uns zu vertreten – dafür würden wir Ihnen den Raum und die Technik gern gegen eine Spende zur Verfügung stellen.
Kommen Sie – kommen wir miteinander ins Gespräch.
Frank Spandl
Gründer und Vorstand von Meeet
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